Haute Route Zermatt - Chamonix


Tourdatum  07. - 11.04.2025
Schwierigkeit WS-ZS
Höhenmeter Auf- und Abstieg  ca. 6'000 Hm, Distanz ca. 95 km
Schlüsselstelle(n) Keine expliziten. Es gelten die grundsätzlichen Regeln für die Planung von Skihochtouren (Lawinengefahr, Zustand der Gletscher, Wetter etc.)
Ausrüstung Skihochtourenausrüstung komplett
Zugang zum Ausgangspunkt Zermatt / Klein Matterhorn
Unterkunft/Einkehr Schönbielhütte, Hotel du Pigne Arolla, Cabane de Chanrion, Hotel Pillier d'Angle Entrèves
Kartenmaterial Swisstopo
Literatur Tourenportal SAC
Ziele in der Nähe  Unzählige...man konsultiere am besten das Tourenportal


Montag, 07.04.2025

Zermatt - Schönbielhütte

 

Der Klassiker Haute Route stand eigentlich schon länger auf unserer To-do-List, doch irgendwie hatte es bis anhin noch nie geklappt respektive das Vorhaben wurde auch noch nie konkret angegangen (uns wohl der administrative Aufwand mit den Hüttenreservationen und dergleichen immer etwas zuwider..).

 

Zum Glück gibt es da die Profis von Bergerlebnisse Montanara, welche unsereins die Organisation abnehmen, so dass wir mehrheitlich nur Marschieren und Skifahren dürfen, ohne uns um den Rest wie Unterkünfte, Routenführung etc. kümmern zu müssen. Nicht dass wir das auch gerne auf uns nehmen, aber ab und an ist es trotzdem schön, wenn's denn halt so richtig Ferien sind...

 

Tja und beim Unterfangen Haute Route kommen ja auch noch Wetter und Verhältnisse dazu, welche einige Tage in Serie passen müssen. Gleich vorneweg: wir hatten einfach nur geniales Wetter und prima Verhältnisse, Tragestrecken insgesamt vielleicht um die 2 Stunden (wenn überhaupt). Kurz: JACKPOT!

 

Aber zurück auf Anfang. Zusammen mit unserem Bergführer Alex starten wir  in Zermatt überaus bequem und nutzen die Bahn hoch auf das Kleine Matterhorn, von wo aus wir erst über die Skipisten abfahren, bevor wir nach einem kurzen Gegenanstieg ins freie Gelände gelangen, wo wir sogar noch besten Pulverschnee antreffen. Damit nicht genug - ein imposantes Gletschertor - also eigentlich schon eher ein Tunnel - liegt auch auf unserem Weg. Nach einem ausgiebigen Fotostopp fahren wir nochmals ein Stück weiter ab, bevor wir eine weitere kurze Gegensteigung nach Schwarzsee hinter uns bringen.

 

Die letzte Abfahrt ist von der spannenden Sorte - oben teilweise sehr wenig Schnee mit verdeckten Steinen, unten nass mit einer Art Sumpflöcher, in welche man übel einsacken konnte..sogar im Flachen. Nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber in der Gesamtbetrachtung des Tages vernachlässigbar. Zum Schluss noch der letzte Anstieg hoch zur Schönbielhütte, unserem ersten Nachtlager auf der Haute Route. Die Hütte ist gut gebucht und entsprechend ist viel Betrieb. Aber alles gut aushaltbar.

 

Hier treffen wir auf Bergführer Beat, welcher ein Problem mit seiner Skibindung hat - der Schaden lässt sich vor Ort nicht beheben, so dass er ins Tal muss. Wir erklären uns bereit, seine Gäste mit nach Arolla zu nehmen, wo er sie anderntags wieder in Empfang nehmen wird. Den Abend lassen wir gemütlich in erweiterter Runde ausklingen, bevor es ab in die Heia geht. Was uns morgen alles erwarten wird? Wir sind gespannt...




Dienstag, 08.04.2025

Schönbielhütte - Tête Blanche - Arolla

 

Den zweiten Tag gehen wir in erweiterter Runde mit Abmarsch um viertel vor sieben sehr gut verträglich an. Also eigentlich ist das ja schon beinahe Ausschlafen...sofern man denn schlafen konnte..das ist ja auf der Hütte immer so eine Sache. Aber eben - man geht ja nicht zum Schlafen auf die Hütte. Und das prächtige Morgenlicht in einer herrlichen Umgebung weckt einen sowieso, auch wenn man eher geruht als geschlafen hat.

 

Der Aufstieg ist angenehm, wirklich steil ist es nirgends. Dafür sollte der Spaltensituation auf den Gletscher etwas Aufmerksamkeit geschenkt werden, hat es doch da und dort anständige Löcher. Wir seilen abschnittweise an - Safety First.

 

Das Wetter und das Panorama können wir auf jeden Fall in vollen Zügen geniessen - einer unser "Gäste" hat Konditionsprobleme und irgendwann kommen wir nur noch mit Stop-and-Go voran. Wir teilen sein Gepäck auf, damit er zumindest keinen Rucksack mehr tragen muss und irgendwie schaffen wir es alle auf den Gipfel der Tête Blanche, welcher uns aber offenbar nicht unnötig lange beherbergen möchte. Ein bissiger Wind geht, wir frösteln und denken unweigerlich an die im März 2024 verunglückten sechs Tourengänger, welche unweit des Gipfels erfroren sind. Es schaudert einen noch etwas mehr, wenn man versucht, sich vorzustellen, wie es ist, im Sturm blockiert zu sein...grausam.

 

Wir indes dürfen unseren Weg bei bestem Wetter fortsetzen. Eine Abfahrt folgt und der Gegenanstieg zum Col de Bertol. Auf den Besuch der neckisch gelegenen Cabane de Bertol verzichten wir und machen uns an die Abfahrt nach Arolla, welche wir mit überraschend wenig Tragestrecke hinter uns bringen können.

 

Auf der Hotelterrasse munterer Ausklang der Tour, die Hopfenkaltschalten und Köstlichkeiten aus dem Backofen lassen wir uns schmecken. Im kleinen Lebensmittelladen am Dorfplatz wird der Proviant aufmunitioniert - der freundliche Herr verkauft wunderbare Faustbrote aus einheimischen Zutaten. Und irgendwann trudelt auch Bergführer Beat mit dem reparierten Ski ein - nun kann es auch für Ihn wieder weitergehen. Tiptop.

 

Ebenso tiptop ist unsere Unterkunft, das Hotel du Pigne in Arolla. Duschen, Ausruhen und gut Essen. So mögen wir das halt schon auch. Vor allem im Kontrast zur Einfachheit auf der Hütte.




 Appittwoch, 09.04.2025

Arolla - Cabane des Vignettes - Pigne d'Arolla - Cabane de Chanrion

 

Die heutige Etappe startet im Gegensatz zu den vergangenen beiden noch im Dunkeln - es ist ja mit rund 1900 Höhenmetern und 19 km bis zur Cabane de Chanrion einiges zu bewältigen.

 

Zum Einwärmen steigen wir die ersten Höhenmeter über die Skipisten von Arolla auf, bevor wir nach links abbiegen und uns der Hallo-Wach-Moräne hoch zum Glacer de Pièce zuwenden. Es ist steil, aber griffig. Einzig die Schneeschuhlöcher in der Skispur auf dem doch teilweise schmalen Moränenrücken sind nicht wirklich angenehm. Aber was wollen wir uns ärgern? Schliesslich dürfen wir erneut bei bestem Wetter unterwegs sein und den Tagesanbruch in den Bergen geniessen. Die Pigne d'Arolla zeigt sich uns auch schon in schönstem Morgenlicht und in der Ferne markiert die Cabane des Vignettes die Kaffeepause.

 

Und ebendiese Kaffeepause geniessen wir schlussendlich auf Sonnenterrasse der Hütte, bevor wir den Aufstieg zur Pigne beginnen. Und wie bereits auf der Tête Blanche kommen wir auch hier an einem Ort vorbei, wo Menschen im Sturm erfroren sind. Am 29. April 2018 starben kurz vor der Cabane des Vignettes sieben Menschen, welche wie wir auf der Haute Route unterwegs waren. In dieser Doku wurde versucht, die Geschehnisse zu rekonstruieren, welche schlussendlich in einem Desaster endeten. Wie hätte dies alles verhindert werden können? Wie hätten wir selber agiert und reagiert? Schwer zu sagen, wenn man bei bestem Wetter an der Unglückstelle steht und freie Sicht zur Hütte hat.

 

So steigen wir auch ohne Probleme hoch zum Gipfel, wo doch etwas mehr Betrieb herrscht. Menschen aus den verschiedensten Himmelsrichtungen tummeln sich hier und erfreuen sich des tollen Skitourenwetters. 

 

Die Abfahrtsverhältnisse indes sind im obersten Teil nicht ganz so toll, wie das Wetter. Zastrugi-Plunder hüben und drüben...bloss nirgends die Ski verkanten...Augen zu und durch! Da die Abfahrt über den zerrissenen Glacier du Brenay nicht mehr empfohlen wird, fellen wir nochmals kurz an, um den Col de la Serpentine zu erreichen und im Anschluss über den gleichnamigen Gletscher  zur Cabane de Chanrion abzufahren. 

 

Auf der Hütte herrscht reges Treiben, als wir eintreffen. Vor dem Eingang und rund um die Hütte sieht es wie üblich aus  - wie auf einem Flohmarkt für Bergsport-Artikel, da alle versuchen, ihren Krempel im mittlerweile fahl gewordenen Sonnenschein so gut wie möglich trocken zu kriegen. Auch wir versuchen es noch, später könnte es sogar noch etwas Niederschlag geben.

 

In der vor kurzem renovierten Hütte lassen wir es uns gut gehen und geniessen eine wunderbare Omelette mit Käse und dazu die übliche Hopfenkaltschale. Auch das später servierte Abendessen schmeckt wunderbar und im gemütlichen Viererzimmer lässt es sich ebenfalls gut schlafen, bevor es morgen weiter in Richtung Bella Italia gehen wird.

 




Donnerstag, 10.04.2025

Cabane de Chanrion - Mont Avril - Glassier (anschliessend Transfer nach Entrèves)

 

Heute werden wir die Schweiz verlassen. Durchs Fenster. Genauer durch das Fenêtre de Durand nach Glassier im Val d' Ollomont. Ja, tönt alles nach Frankreich, ist aber Italien, wo beide Sprachen gleichgestellte Amtssprachen sind. Einen kurzen Einblick in den sprachgeschichtlichen Hintergrund des Aostatals kann man sich hier verschaffen.

 

Bevor wir aber definitiv durchs Fenster steigen, wollen wir dem Mont Avril noch einen Besuch abstatten. Auf den ersten Blick keine so verrückte Geschichte, aber trotzdem steil und mit wenig Schneeauflage auf Schotter wechseln wir sogar für ein kurzes Stück auf die Steigeisen. Am Gipfel angekommen offenbart sich uns der Mont Avril als formidabler Aussichtsberg - ach...es gäbe noch soooo viel zu entdecken...

 

Die anschliessende Abfahrt ist tiptop - von griffig-hart bis prima Sulz. Sogar die abschliessende Portage hinunter nach Glassier hält sich in Grenzen und nach einer guten halben Stunde kommen wir auf dem Parkplatz an, wo uns das Taxi nach Entrèves abholen wird. Bis dahin geniessen wir die Sonne und legen zum trocknen aus, was zu trocknen ist.

 

Nach einer ausgedehnten Taxifahrt kommen wir im Hotel Pillier d' Angle an. Hier werden wir ohne grosse Umschweife von der Chefin des Hauses mit Hausschuhen ausgestattet und leicht militärisch, aber trotzdem herzlich über alles im Haus informiert.

 

Auf der Hotelterrasse stärken wir uns noch mit Toast und Erfrischungsgetränken, bevor es unter die Dusche und ans Ausruhen geht. Nachtessen im hoteleigenen Restaurant, welches lokale und sehr leckere Gerichte serviert. Auch der Absacker in der Bar durfte heute nicht fehlen - dazu wäre die Génepi und Grappaauswahl auch viel zu verlockend gewesen.

 




Freitag, 11.04.2025

Entrèves - Pointe Helbronner - Chamonix

 

Nach einem reichhaltigen Frühstück und kurzem Fussmarsch zur Talstation des 2015 in Betrieb genommenen Skyway Monte Bianco lassen wir bequem hoch auf die Punta Helbronner auf 3'466m transportieren. Oben angekommen stiefeln ganz Touri-like auch zuerst hoch auf die Aussichtsplattform, um das einfach megamässige Mont-Blanc-und-Co-Panorama zu geniessen. Einfach wunderschön! 

 

So und nun geht es an die letzte Abfahrt der Woche über den Glacier du Géant, Vallée Blanche und Mer de Glace. Welch eine Welt aus uralten Gesteinen, Schnee und Eis! Wobei die Vergänglichkeit des letzteren mittlerweile von Jahr zu Jahr deutlicher wird. Das ewige Eis ist wohl definitiv Geschichte. Vor allem auf dem Mer de Glace - dem Meer aus Eis wird dies besonders deutlich.

 

Seit unserem letzten Besuch im 2009 ist hier unglaublich viel an Eis verschwunden und wo wir damals noch über Leitern zur Bahnstation hoch sind, fährt heute eine kleine Seilbahn, welche Touristen an den Fuss des Gletschers bringt. Ausserdem sieht nicht mehr wirklich nach April aus, man wähnt sich aufgrund der Schneelage viel später im Jahr. Und trotzdem können wir uns noch bis kurz vor die Bahnstation auf Skiern bewegen, bevor es noch ein paar wenige Meter zu Fuss durch ein schuttiges Weglein zum Eingang Bahnstation geht.

 

Was immer noch ist wie 2009 ist die Montenvers-Bahn - der rote Schüttelbecher bringt uns gemütlich runter nach Chamonix, wo wir uns erst einmal ausgiebig stärken, bevor es mit dem Zug zurück nach Visp geht, wo wir uns von Alex verabschieden und uns im Anschluss auf dem Camping Mühleye nochmals für eine Nacht niederlassen. Es ist sommerlich warm, so richtiges Büssliwetter. Perfekt, um die vergangene Woche ausklingen zu lassen! 

 

War das eine Prachtswoche! Merci ans Montanara-Team für die Organisation, an Alex fürs Führen, zusammen unterwegs sein und die Fotos, unseren Gästen vom zweiten Tag für die unterhaltsamen Stunden nach Arolla und zu guter Letzt Ruth und Elmar für die herzliche Gastfreundschaft im Goms! Super schön wars!  

 




Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Alex Gisler, Ski- und Bergführer (Mittwoch, 07 Mai 2025 21:46)

    Sehr gut geschriebener Tourenbericht dieser fünf herrlichen Skitourentage. Es hat mich sehr gefreut, nun auch im Winter mit euch unterwegs zu sein. Ich bedanke mich, für das geschenkte Vertrauen, euren Einsatz und die Gesellikeit und hoffe es gibt wieder Mal die Gelegenheit zusammen on Tour zu sein. Bis dann, alles Gute und hebet Sorg.
    Herzliche Grüsse
    Alex