Lappland und Lofoten - Teil 5 - Schweden und Finnisch Lappland


Wieder festen Boden unter den Füssen


Wehmütig haben wir die Lofoten hinter uns gelassen und erreichen nun bei Skutvik das norwegische Festland. Von hier aus geht es entlang der 81 zur E6, welche uns wieder nordwärts bringen wird. Nach rund 60 Kilometern erreichen wir Bognes, wo wir nochmals auf einen Dampfer müssen, um nach Skaberget überzusetzen. Achtung – von und nach Bognes verkehren zwei Fähren. Eine nach Skaberget und die andere nach Lødingen auf den Vesterålen.


Die Gegend hier um den Tysfjord ist fantastisch – dieser Fjord, die Wälder und markanten Berggestalten…dazu noch ein Abendlicht…einfach traumhaft. Hierhin müsste man nochmals wiederkommen, um zu wandern und klettern…


Als wir auf den Rastplatz rollen, ist es später als auch schon. Aber kaum ausgestiegen, werden wir von Toni und Veronika begrüsst und ohne langes Lamentieren auf ein Glas Wein eingeladen. Wir steuern Brot, Elchwurst und Geisskäse bei und plaudern mit den beiden aus Walzenhausen bis spät in die Nacht. Auch sie wollen am nächsten Tag in Richtung Kiruna. Es soll dort Führungen ins Eisenbergwerk geben. Das merken wir uns natürlich – könnte eine interessante Sache sein.


Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den beiden – wer weiss, vielleicht trifft man sich ja nochmals in Kiruna. Unsere erste Amtshandlung des heutigen Tages ist jedoch, eine Tankstelle zu finden. Die Anzeige auf dem Tacho zeigt unter „Reichweite“ nämlich „-----„ an und dies ist doch ein wenig Anlass zur Sorge. In Ballangen dann die Erlösung…wir können tanken, aufatmen und weiterfahren.


 

Im Abisko Nationalpark

 

Nach 100 Kilometern sind wir auch bereits in Schweden und bald tut sich vor uns auch schon der riesige Torneträsk auf. In Abisko, Ausgangs- oder Endpunkt des Fernwanderweges „Kungsleden“, machen wir Halt und entscheiden uns, im Nationalpark eine kurze Wanderung zu machen. Wir besteigen den Berg Nuolja 1169m und den Slåttatjåhka mit 1191 m, die beiden höchsten Gipfel im Abisko Nationalpark. Die Gipfelregionen hier sind karg, Flechten und Moose dominieren, da und dort ziehen Rentiere vorbei. Die Aussicht auf den blauen Torneträsk ist beeindruckend…weites Land Schweden.


Im Abstieg zurück nach Abisko durchwandern wir unterschiedlichste Vegationszonen – von den kargen Gipfelregionen über sumpfige Matten mit lecker Moltebeeren bis hin zu Birkengebüsch und –wald ist alles vorhanden. Ein Bach führt herrlich klares Wasser.


Nach dieser Wanderung geht unsere Reise noch weiter bis Kiruna, wo wir etwas ausserhalb der Stadt ein lauschiges Plätzchen auf einem Campingplatz am See finden.


Anderntags fahren wir wieder nach Kiruna – wir wollen uns betreffend Bergwerksführung informieren. Tja, und das rollen wir auf den Parkplatz beim Sportzentrum und wer steht da? Das Mobil von Toni und Veronika. Die beiden schlafen scheinbar noch tief und fest. Na, dann machen wir uns doch erst mal auf, das Touristoffice aufzusuchen...hier soll es Tickets für die Führungen geben. Und es gibt sie also kaufen wir und freuen uns auf die Fahrt ins Bergwerk. Als wir uns im Souvenirshop umsehen, treffen wir auf Toni und Veronika. Wie vermutet werden die beiden auch an der Führung zur Mine teilnehmen. 


Heute ist auch noch Markt in Kiruna. Es wird allerhand angeboten, Handwerk, Fleisch, Essen und Trinken, aber auch die Politik ist vertreten. Bis zum Start der Führung ist noch Zeit und so schlendern wir noch etwas über den Markt…um drei bunte Mützen reicher und mit einer Wurst im Bauch treten wir zur Führung durch die Eisenerzmine an.


 

Es geht unter Tage

 

Die riesigen Abraumhalden der Erzmine von Kiruna hatten wir ja bereits auf der Anfahrt entdeckt. Sie sind ja auch kaum zu übersehen…einmal mehr treffen wir auf Dimensionen, die wir so gar nicht gewohnt sind. Und das Staunen sollte weitergehen. Mit dem Reisebus fahren wir nun unter Tage, 540 Meter unter dem Boden beginnt die Führung durch die weltgrösste Eisenerzmine, in welcher im Teilsohlenbruchbau Magnetit gefördert wird.


In einer knapp zweistündigen Führung erfahren wir allerhand über die LKAB und den Eisenerzabbau, die für die unterschiedlichen Arbeiten verwendeten Maschinen und Gerätschaften werden vorgestellt und im Grubenmuseum machen wir noch eine kleine Zeitreise. Wir verzichten an dieser Stelle auf das Aufführen der Informationen über das Bergwerk und verweisen ganz bequem auf Wikipedia und die Homepage der LKAB (Schwedisch/Englisch).


Die Führung durch die Grube ist sehr empfehlenswert und eigentlich fast ein Muss, wenn man in Kiruna weilt. 


Wieder an der Erdoberfläche gehen wir nochmals zwischen den Marktständen hindurch, bevor wir uns zum Abendessen eine leckere Pizza gönnen. Selbst auf einer Pizza schmeckt Rentierfleisch vorzüglich.



Ein letzter Schwenker nach Norwegen und die letzten Tage in Finnland


Bis anhin waren wir sehr zurückhaltend mit dem Erwerb von Souvenirs. Sind wir grundsätzlich, denn all dieser Plastikgerümpel und andere Krimskrams ist einfach nicht unser Ding. Dann lieber nur unsere persönlichen Erinnerungen und unsere Fotos…oder auch einfach etwas aus der dortigen Natur…ein schöner Stein, eine Muschel…


Wir hatten auf einer unserer Wanderungen sogar das Glück, ein Rentiergeweih zu finden – es passt hervorragen zu unserem Rentierfell, welches eines der wenigen Souvenirs ist, die wir mit nach Hause gebracht haben.


Nun aber zu unserem letzten Schwenker nach Norwegen – er hatte vor allem zum Zweck, der Stadt Karasjok einen Besuch abzustatten. Karasjok ist neben Kautokeino das zweite Zentrum der norwegischen Samen und liegt nahe der finnischen Grenze. In Karasjok wurde am 1. Januar 1886 mit −51.4 °C die tiefste jemals in Norwegen gemessene Temperatur registriert.


In Karasjok hat auch der Knivsmed Strømeng seine Messerschmiede für Samenmesser. Das Samenmesser ist tief in der samischen Kultur und Lebensweise verwurzelt. Zeiten und Ausrüstung haben sich geändert, aber das Samenmesser hat seine Stellung als Gebrauchswerkzeug behauptet. Samijungen erhalten ihr erstes Messer im Alter von ca. 8 bis 10 Jahren, Muotithaler etwas später…so gegen 40ig…dafür dürfen sie schon ein grösseres Messer haben…und nicht nur eines.


Mit zwei tollen Messern im Gepäck und viel Zufriedenheit rollen wir über die Grenze nach Finnland, wo wir uns in Kaamanen für die Nacht niederlassen. Der schön gelegene Campingplatz verfügt, wie hier oben üblich, über eine Sauna, die wir heute gerne nutzen.


Am nächsten Tag machen wir im Lemmenjoki Nationalpark einen Zwischenstop, um uns etwas die Beine zu vertreten. Der Lemmenjoki Nationalpark ist mit seinen 2850 km2 der grösste Nationalpark Finnlands, gleichzeitig gehört er mit seinem Anteil an menschen- und wegloser Fläche zu den grössen Wildnisgebieten Europas. Wir beschränken uns auf einen Bruchteil und machen eine kurze Runde auf einem Naturetrail. Auch hier gäbe es noch viel zu erwandern, auch mehrtägige Unternehmungen wären kein Problem.


Nach einer Nacht in Sodankylä machen wir uns auf die Fahrt zurück nach Rovaniemi, von aus wir wieder in die Heimat fliegen werden. Den Besuch der Lampivaara Amethystmine lassen wir uns aber nicht nehmen und kommen so auch noch gleich zu einem kurzen Marsch im Pyhä-Luosto Nationalpark. Die Mine kann nur geführt besucht werden, dafür darf man am Ende auch noch selber im Erdreich wühlen und sein Glück versuchen. Wird man fündig, so darf man den Amethysten behalten...solange er nicht grösser als eine Faust ist. Unsere waren kleiner, aber ein schönes Andenken sind sie auf jeden Fall.


Auf dem letzten Teilstück unserer Reise nehmen wir im Santa Park noch eine Nase voll Weihnachten und stöbern ein bisschen in den Souvenirläden herum, bevor wir uns für die letzten beiden Nächte auf dem Campingplatz in Rovaniemi einrichten.


Den letzten Tag, der uns zur Gänze zur Verfügung steht, nutzen wir noch für einen Besuch des Arktikums, dem Wissenszentrum und Museum rund um den hohen Norden. Eine spannende Ausstellung vermittelt ein umfassendes Bild über Lappland und die arktischen Regionen. 


Nach so viel Input wollen wir uns aber beim Schlendern und Stöbern in Rovaniemi noch etwas entspannen....und "zufälligerweise" kommen wir auch noch an der Messerfabrik Marttiini vorbei. Und natürlich gehen wir rein in den sehr gepflegten Fabrikladen mit der freundlichen und hilfsbereiten Dame...eine kleine Ausstellung informiert über die Geschichte der Messerfabrik und die verschiedensten Messer-Modelle aus vergangenen Jahrzehnten können bestaunt werden. Schlussendlich spazieren wir auch hier mit einem Messer raus. Zufriedenheit macht sich einmal mehr breit.


An unserem letzten Abend in Rovaniemi lassen wir es uns nicht nehmen, im Restaurant Nili zu essen. In diesem urigen Lokal hatten wir bereits zu Beginn unserer Ferien fantastisch gegessen und daher ist für uns klar, wo wir unsere Reise ausklingen lassen wollen. Und auch dieses Mal ist es wieder ganz lecker und wir essen, wie könnte es anders sein, viel zu viel. Aber wenigsten lenken die vollen Bäuche etwas von der Wehmut ab, die sich so langsam breit macht.


Tja, und dann ist er da, der letzte Morgen in Finnland. Unseren Plunder haben wir fein säuberlich in unseren Koffern verstaut, das WoMo grob gesäubert, vollgetankt und abgegeben. In Rovaniemi nochmals ein spannender Moment bei der Gepäckaufgabe....aber das leicht erhöhte Gewicht scheint den Herrn hier nicht zu interessieren. Gut so. Zwischenstopp in Helsinki - hier ist der Teufel los, halb Asien scheint hier auf Zollfrei-Einkaufstour zu sein....irgendwie sind wir froh, dass wir wieder in ein Flugzeug steigen können.


Wir heben ab und verlassen nun Finnland, bald sind wir wieder in der Heimat, wo wir mit unseren Mitbringseln durch den roten Eingang schreiten, brav unsere Mehrwertsteuer abrechnen und dem gelangweilten Mitarbeiter einen recht schönen Abend wünschen, bevor wir den Zug in Richtung Innerschwyz besteigen. Als wir dem Zugersee entlang fahren, regnet es in Strömen, der Schweizer Sommer 2014 hat uns wieder.


Wieder haben wird uns auch Skandinavien - das wann und wo ist noch offen, aber heute ist nicht alle Tage - wir kommen wieder, keine Frage.